Freitag, 21. Dezember 2012


Eine Geschichte von Stefan Bohlander


Ich brauche Dich nur kurz zu mustern, um einzuschätzen, dass Du voller abstruser Ideen steckst. Wenn ich Dich anschaue, dann weiß ich, dass hinter Deiner Fassade mehr steckt, als Du selbst ahnst. Doch Du schottest Dich ab, ziehst Dich zurück, sobald man Dir nahe kommt. Hältst Deine eisige Mauer, die Deine Vergangenheit repräsentiert, für undurchdringbar. Mit Steinen, die Du gerne aus Härte gebaut hättest,  Und ich kleiner Wicht stehe nun hier und klopfe an. Habe die Frechheit zu bemerken, dass gar niemand zu Hause sein will.


Doch mein perfider Gefolgsmann und ich haben Dich durchschaut. 

Wir haben ihn bemerkt, diesen Schatten aus Leben, der sich versteckt hinter diesem Gerüst aus Anti-Leben-Materie. Du verleugnest Deine Fähigkeiten, um Dein Geheimnis ja für Dich zu behalten. Hast Du das wirklich nötig? Dein Geheimnis für Dich zu behalten?

Anstatt es mit jemandem zu teilen, von dem Du die leise Ahnung hast, dass er Dich wert ist, läufst Du davon und machst so, als würde sich ja eh keiner um Dich kümmern. Und kaum denkt jemand daran, sich für Deine inneren Werte zu interessieren, läufst Du wieder davon. 


Na, dann: Lauf, mein Kind, und hör nicht auf damit, Dich umzudrehen!

Sonst bemerkst Du am Ende noch, dass sich doch jemand um Dich kümmert. Ja, lauf! Aber denke nicht, ich würde es nicht schaffen, Dich zu öffnen. Denke nicht, ich hätte nicht die Kraft dazu, Dein Bollwerk aus fehlgeleiteten Informationen aufzubrechen, als sei es das Leichteste, was ich je vollbracht hätte. Denke nicht, ich könnte nicht die Urkraft sein, die Dir fehlt, um Deine Wunden wieder aufleben zu lassen. Denke nicht, ich wäre unfähig zu erkennen, dass Du eigentlich willst, dass Dir jemand weh tut.


Und ich werde Dir wehtun. Oh, ich werde sie niederreißen, Deine Mauer.

Langsam zuerst. Nur aus Rissen bestehend, die von der Erosion Deiner Gedanken verursacht werden, werden Spalten zu sehen sein. Doch irgendwann werden sie zu solch einer Überzahl gelangt sein, dass sie unmöglich all Deine Last tragen können. Ich werde die Kraft sein, die Dich sprengt, um Dich wieder aufzubauen. Der, der Dich rein macht, damit Du wieder schmutzig werden kannst. Ja, der Schmutz, der sich an Dir reibt und den Du wie nichts vorher sonst fühlen wirst.


Und was wird das für ein Gefühl sein, wieder zu fühlen!

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